Grüne Oase mit Herz
Egal ob Schildkröte, Hase, Katze oder Hund – im Tierheim Oldenburg finden Tiere ein Refugium auf Zeit. Am
Küstenkanal in Oldenburg sorgen das Team und unzählige Ehrenamtliche dafür, dass sich ihre „Gäste“ so wohl wie
möglich fühlen. Das Ziel: Es muss möglichst schnell ein gutes Zuhause her! Im Rahmen von STADTRADELN Oldenburg
spenden wir 1.000 Euro für diese wichtige Arbeit. Was diese so besonders macht, weiß Tierheimleiter Dominic
Köppen.
Herr Köppen, das Tierheim gibt es seit rund 40 Jahren und seit 2007 sind Sie dabei. Wie hat sich das
Tierheim seitdem verändert?
Es hat sich fast alles verändert – und das ist auch gut so! Wir haben in den Jahren jeden Stein dreimal
umgedreht und konnten aus einer Betonplattenwüste eine grüne Oase machen. Als ich damals anfing,
beherbergten wir rund 360 Tiere im Jahr… Heute sind es über 2.500 jährlich.
Es gibt den Powerpark für Hunde, die „Hasienda“, das Rudelgehege… Da stecken viel Herzblut und
Kreativität drin. Was ist Ihre Grundidee bei der Gestaltung?
Ich habe Tierheime früher als bedrückende Orte voller Leid empfunden. Trostlos, krank, laut – einfach Orte,
die man meidet. Aber unsere Idee war eine andere. Natürlich bleibt es ein Tierheim, aber wir wollten einen
sicheren Hafen schaffen. Dann pflanzten wir das erste Beet, erbettelten Blumen und Büsche aus einer
Baumschule. Tja, und so begann der Wandel. Stück für Stück haben wir das Gelände zurückerobert, Gehege
gebaut, Häuser aufgestellt. Vieles davon in Eigenregie. Und jedes neue Gehege bekam einen Namen. Denn, wenn
man etwas nicht einfach nur „Hundeauslauf“ nennt, sondern „Powerpark“, dann gibt man dem Ganzen automatisch
Herz. Es entsteht ein Anspruch: Wie sieht es gut aus? Wie fühlt es sich für das Tier an? Für die Besucher?
Für unser Team? So entstanden nach und nach „Kattby“ – das schwedische Katzendorf, die „Muckibude“ für
Kleintiere, das „Tortuga Atrium“ für unsere Schildkröten, „Dogsplace“ und der „Powerpark“ für Hunde…
Welcher Teil Ihrer Arbeit liegt Ihnen besonders am Herzen?
Meine „Trümmertruppe“ – die Langzeithunde – sind mein Herzstück. Ich habe eine große Empathie für diese
besonderen Charaktere, die voller Überzeugung in die falsche Richtung rennen. Das erinnert mich sehr an mich
selbst als Jugendlicher. Es geht dabei um kleine Erfolge, um ein bisschen Lebensqualität. Die „Trümmis“ sind
meine Leidenschaft, aber mein Herz hängt am gesamten Projekt. Hier steckt alles drin, was ich leisten
konnte. Dass dieses Tierheim lebt und heute so eine Plattform geworden ist, das hätte ich mir 2007 nie
erträumt. Es ist genial. Und es ist nur möglich, weil da so viele Menschen sind, die mitmachen. Ohne sie
wären all die Ideen nur… Ideen.
Jedes Tier ist eine Persönlichkeit und braucht Zuwendung. Wie werden Sie dem neben allen anderen
Aufgaben gerecht?
Ganz ehrlich? Alleine gar nicht. Aber genau deshalb ist es so schön, wie viele Mitarbeitende und
Ehrenamtliche heute da sind und den Tieren diese Zuwendung schenken.
Natürlich bleibt das Hauptziel immer ein neues Zuhause. Aber es gibt eben auch Ausnahmen wie Hund Bantu, der
seinen Lebensabend bei uns verbracht hat. Solche Tiere gehören dann fest zu unserer kleinen Tierheimfamilie.
Und wenn sie gehen, ist es, als würde das eigene Haustier gehen. Das ist hart, aber es zeigt auch, dass wir
ein Zuhause waren.
Dass wir die Zeit für solche Tiere haben, das ist alles andere als selbstverständlich.
Wie kann man das Tierheim beziehungsweise die Tiere unterstützen?
Zum Beispiel mit einer Patenschaft für unseren Tierrettungsfonds. Dieser hilft uns enorm, um in Notfällen
schnell und gezielt helfen zu können. Auch eine Spende zwischendurch bewirkt viel. Und ganz praktisch freuen
wir uns über jede helfende Hand in der Tierpflege. Das schenkt uns Zeit. Zeit für unsere kranken Tiere, für
die Geschichten hinter den Kulissen… und für unser Ziel, ein etwas anderes Tierheim zu führen.
Jährlich ist das Tierheim für über 2.500 Tieren ein Zuhause auf Zeit. Gibt es Vermittlungsgeschichten,
die Sie besonders berührt haben?
Oh ja, sehr viele. Und oft bin ich gar nicht direkt beteiligt, sondern einfach nur Zuschauer.
Zum Beispiel, wenn ein Pfleger monatelang für ein Tier kämpft, es aufpäppelt, nie den Glauben verliert und
es dann tatsächlich klappt. Ein Interessent kommt, verliebt sich, und das Tier zieht aus. Man freut sich
riesig. Und dann winkt man, dreht sich um – und heult. Diese Zerrissenheit ist Alltag bei uns. Man
verschenkt oft sein Herz. Auch wenn es schmerzt, ein Tier nach Monaten aus der Hand zu geben – das ist das
Beste für den Schützling. Dann schüttelt man sich, atmet durch und kümmert sich um den nächsten Fall.
Das passiert hier jeden Tag. Und egal, ob es mein Pflegehund war oder Tierpflegerin Ginas Katzenbaby – jede
Geschichte ist einmalig und bewegend.
Blick in die Zukunft: Welches Projekt nehmen Sie als Nächstes in Angriff?
Aktuell arbeiten wir mit der Stadt Oldenburg an einem neuen Hundehaus. Das wird wohl das größte und
herausforderndste Projekt, das wir je gestemmt haben. Für den Herbst plane ich außerdem einen kleinen
Roadtrip mit meinen Trümmis. Sie kamen dieses Jahr einfach zu kurz, also fahren wir zusammen in den Urlaub.
Und ganz ehrlich: Ich bin auch viel damit beschäftigt, zu hoffen, dass wir das alles so weiter machen
dürfen. Deshalb freue ich mich natürlich wahnsinnig über euren Rückenwind. Eine sehr coole Aktion!
Dankeschön!
Vielen lieben Dank für das Gespräch, Herr Köppen.
Wer mehr über das Oldenburger Tierheim erfahren oder die Arbeit unterstützen möchte, findet alle
Informationen auf der
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